Fakten zum Trinkwasser
Sicheres Trinkwasser in Koblach nach der Umsetzung von Rhesi
Das Trinkwasser für die Koblacher Bevölkerung wird von zwei Brunnen im Pumpwerk Koblach (Lohma) gewonnen. Einen solchen Brunnen muss man sich als Schacht vorstellen, der bis zum Grundwasserleiter reicht. Grundwasser ist Wasser, das durch den Boden einsickert und die Hohlräume im Kies und Sand unter der Erde füllt. Es befindet sich als wassergesättigte Schicht im Boden. Der Schacht des Brunnens, resp. ein gelochtes Rohr, reicht bis dorthin. Das Grundwasser wird über eine Pumpe im Rohr in das Pumpwerk Koblach gefördert und von dort über Leitungen ins Gemeindegebiet verteilt.
Das Grundwasser bei Koblach wird heute von zwei Seiten gespeist. Es kommt entweder aus dem sogenannten «Ill-Frutz-Schwemmfächer» oder vom Grundwasserbegleitstrom des Rheins. Woher das Wasser wann kommt, hängt von den jeweiligen Wasserständen in den Flüssen ab. Wenn die Frutz mehr Wasser führt, kommt es eher von dort, wenn der Rhein mehr Wasser führt (Frühling), dann kommt es eher von der Rheinseite. Über den Jahresverlauf betrachtet, beträgt der Anteil des Rheins heute etwa 10-15%.
Wenn das Wasser vom Rhein in den Grundwasserleiter gelangt, erfolgt dies über die Flusssohle. Die Flusssohle hat eine sehr starke Filterfunktion. Dringt das Flusswasser durch die Flusssohle in den Grundwasserleiter, werden Mikroorganismen wie Keime und Bakterien ausgefiltert. Das wurde mit einem Dekolmationsversuch auf Höhe Mäder nachgewiesen. Zudem hat das Rheinwasser einen höheren Sauerstoffgehalt als das Grundwasser. Das ist wichtig, weil Sauerstoff Eisen und Mangan bindet und den Abbau organischer Stoffe im Untergrund fördert.
Grundwasserschutzzonen und Zuströmzeiten: Unterschied Boden und Fluss
Da der Grundwasserleiter (Sand, Kies) das Wasser sehr gut filtert, kann dieses in der Regel bedenkenlos getrunken werden, obwohl es aus dem Boden stammt. Bei verschmutztem Boden ist jedoch Vorsicht geboten. Aus diesem Grund werden Schutzzonen rund um die Brunnen festgelegt. Diese stellen sicher, dass sich das Wasser, das über die Oberfläche einsickert, genügend lange im Grundwasserleiter aufhält. So sterben Mikroorganismen im Wasser ab, bevor sie zum Brunnen gelangen. Würde es in unmittelbarer Nähe eines Brunnens zu einer Verschmutzung des Bodens kommen (z.B. durch Gülle), würden beispielsweise die E-Coli-Bakterien unter Umständen nicht ganz herausgefiltert, bis diese zum Grundwasser und in den Brunnen gelangen. Ein Bakterium lebt in der Regel weniger als 60 Tage im Boden. Die meisten überleben nicht mal 10 Tage.
Die Zuströmzeit ist die Dauer, die das Wasser durch den Grundwasserleiter (Filter) strömen muss, bis es den Brunnen erreicht. Sie muss gemäß. österreichischer Richtlinie im Fall von oberflächlich einsickerndem Wasser bei 60 Tagen oder mehr liegen (Bereich der Schutzzone S2). Für Zuströmungen über die Flusssohle gibt es hingegen keine spezifischen Anforderungen an die Zuströmzeit. Strömt das Wasser aus einem Fluss wie dem Rhein zum Brunnen, wie auch heute schon, ist vor allem die ausgezeichnete Filterfunktion der Flusssohle und des Grundwasserleiters massgeblich. Das zeigt sich aus den jahrzehntelangen Erfahrungen mit den Brunnen im Rheinvorland auf beiden Seiten des Rheins. Heute beträgt die kürzeste Zuströmzeit vom Rhein zum Brunnen ca. 20 Tage . Im Mittel liegt die Zuströmzeit bei ca. 30 Tagen.
Der Einfluss des Abwassers aus der ARA Meiningen
Die ARA Meiningen leitet ihr gereinigtes ARA-Wasser heute in den Ehbach. Dort wird es durch das Wasser des Ehbachs verdünnt und fliesst ca. 160 m vor der Schutzzone S2 des Pumpwerks Koblach in den Rhein, wo es abermals verdünnt wird. Bei sehr starkem lokalem Niederschlag kann es derzeit schon sein, dass ungereinigtes Wasser aus der ARA über den Ehbach in den Rhein gelangt. Dieses ungereinigte Wasser ist stark mit Regenwasser verdünnt und wird im Rhein nochmals weiter verdünnt. Da der Rhein heute jedoch kanalartig und gleichbleibend fliesst, erfolgt die Vermischung des Ehbach-Wassers mit dem Rheinwasser nur langsam. Beide Gewässer fliessen für eine Weile parallel nebeneinander. Weiters kann das Wasser aus dem Ehbach versickern und so können die gereinigten und ungereinigten ARA-Wässer ins Grundwasser des Ill-Frutz-Schwemmfächer gelangen. Auch hier gilt, dass die Flusssohle das Wasser reinigt und so keine Gefahr durch Mikroorganismen besteht.
Was verbessert sich mit dem Hochwasserschutzprojekt Rhesi?
Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi verbreitert den Flusslauf. Dadurch fliesst der Rhein langsamer und mehr Sand und Kies bleiben liegen. Die Flusssohle erhöht sich. Aus diesem Grund wird auch der Wasserspiegel bei Mittelwasser künftig ca. 1.5 Meter höher liegen als heute. Dadurch verändert sich die Grundwasserströmung. Das Flusswasser kann vermehrt in den Grundwasserleiter einsickern.
Künftig werden die Trinkwasserbrunnen Koblach ganzjährig von der Rheinseite angeströmt. Wie lange die Zuströmzeit ist, hängt stark davon ab, auf welcher Rheinseite sich das Hauptgerinne des Flusses gerade befindet. Das Projekt Rhesi sieht deshalb oberhalb der Schutzzonen sogenannte Buhnen (Querdämme aus Wasserbausteinen) vor, welche die Hauptströmung des Rheins auf Höhe Pumpwerk Koblach vom Ufer weg lenken. Die mittlere Zuströmzeit des Rheinwassers wird dadurch von derzeit 30 auf etwa 60-80 Tage verlängert. Die kürzest mögliche Zuströmzeit zum Brunnen ändert sich von heute 20 auf neu ca. 14 Tage. Der Filter «Flusssohle» sorgt aber auch bei der kürzest möglichen Zuströmzeit für sauberes Koblacher Trinkwasser. Das zeigen auch die Erfahrungen bei den Brunnen in Mäder und Lustenau, die teilweise viel grösser sind und kürzere Zuströmzeiten aufweisen.
Zukünftig gelangen das gereinigte ARA-Wasser sowie das Abschlagwasser nicht mehr in den Ehbach, sondern fliessen in einem Rohr an der bisherigen Einleitstelle (heutige Ehbachmündung) in den Rhein. Das Rohr wird entlang einer Buhne geführt, sodass das ARA-Wasser immer in der Hauptströmung des Rheins einmündet. Der neue, naturnahe Flussraum mit verschiedenen Strömungen und Strukturen sorgt dafür, dass sich das ARA-Wasser und das Rheinwasser künftig schneller vermischen und besser verdünnt wird.
FAZIT
Trinkwasser-Schutzzonen zielen ausschließlich auf einen Schutz des Grundwassers vor Keimen und Bakterien, die über die Erdoberfläche in den Boden gelangen könnten. Beim Zustrom aus Flüssen filtert hingegen die Flusssohle Keime und Bakterien zuverlässig heraus. Das konnte mit dem Dekolmationsversuch nachgewiesen werden. Dementsprechend gibt es für den Zustrom aus Flüssen auch keine Regelungen oder Richtwerte für die Zuströmzeit zum Brunnen. Weiters wird künftig die Verdünnung von Wässern aus der ARA Meiningen verbessert. Zusammengefasst führt das Hochwasserschutzprojekt Rhesi zu einer Reihe von Verbesserungen für Koblach.