Druck und Schall im Rheinvorland
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2005 hat das «Entwicklungskonzept Alpenrhein» aufgezeigt, dass der Rhein zwischen Illmündung und Bodensee im Vergleich zum Oberlauf über weniger Abflusskapazität verfügt. Wenn der Rhein also heute bei Hochwasser einen Damm überströmen würde, wäre mit grosser Sicherheit das dicht besiedelte Rheintal betroffen.
Aus diesem Grund wird die Abflusskapazität von 3’100 auf 4’300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erhöht. Um dies zu erreichen, benötigt der Rhein mehr Platz. Das Gerinne wird verbreitert. Heute ist der Rhein kein naturnaher Fluss sondern ein technisches Bauwerk. Werden die Mittelgerinnewuhre entfernt und die Ufersicherung näher an die Hochwasserdämme gelegt, entsteht eine grössere dynamische Gerinnebreite mit insgesamt mehr Platz für das Wasser.
Die Mittelgerinnewuhre, welche aussehen wie kleine Hochwasserdämme, haben keine Schutzfunktion. Sie sorgen lediglich dafür, dass der Rhein schneller Richtung Bodensee fliesst und das Geschiebe mittransportiert. Weitere Informationen zum Thema Geschiebe gibt es im Kapitel Hydraulik und Geschiebe
Im Zuge der Arbeiten für die Gerinneaufweitung werden auch die mehr als 100 Jahre alten Hochwasserdämme umfassend saniert oder neu gebaut. Mit diesen baulichen Massnahmen ist das Rheintal mit seinen mittlerweile 300’000 Einwohnern besser vor Hochwassern geschützt.
Bauwerksicherheit
Halten die Dämme auch wenn mehr als 4’300 Kubikmeter pro Sekunde abfliessen? Bei der Erarbeitung des Projekts Rhesi wurde auch die Frage der Bauwerksicherheit analysiert. Wenn 4’300 Kubikmeter pro Sekunde abfliessen, hat der Wasserstand die Dammkrone noch nicht erreicht. Ein Puffer, der sogenannte Freibord, gewährleistet die Dammstabilität. Kommt es jedoch zu einem Extremhochwasser mit einem Abfluss von mehr als 5’ 000 Kubikmeter pro Sekunde, kommen auch die neuen Dammbauwerke an ihre Grenzen. Das Wasser muss gezielt aus dem Rhein ausgeleitet werden, um die Situation bestmöglich zu kontrollieren.
Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi werden drei Entlastungsstellen und eine Ausleitung geschaffen. Die erste Entlastungsstelle befindet sich beim Oberen Rheinspitz und lässt das Wasser in den Alten Rhein sowie ins Riet zwischen Kriessern und Widnau fliessen. Zwei weitere Entlastungsstellen sind bei Oberriet sowie beim Unteren Rheinspitz vorgesehen. Eine Ausleitung kann beim Alten Rhein Richtung Lustenau erfolgen. Mit diesen Entlastungsstellen kann sichergestellt werden, dass überschüssiges Wasser dorthin fliesst, wo es am wenigsten Schaden verursacht.
Wie genau die Entlastungsstellen funktionieren und wie viel Wasser abgeleitet wird, erklärt dieses kurze Video: