Druck und Schall im Rheinvorland
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Ein Blick zurück - Historischer Kontext
Aufzeichnungen über Hochwasserereignisse im Vorarlberger und St. Galler Rheintal datieren bis ins 11. Jahrhundert zurück. Mit jedem Hochwasser formte der Rhein, der «grösste Wildfluss Europas“ sein Bett neu. Ohne besondere Einschränkung konnte er sich im Tal ausbreiten und wieder zurückziehen. Die ständigen Laufverlagerungen bedrohten die Kulturlandschaft. Missernten und Hunger waren die Folge. Der prägende Begriff «Rheinnot» entstand daraus.
Natürlich versuchte jede Gemeinde oder Siedlung dem Wasser Herr zu werden. Es gab noch keinen staatlich koordinierten oder länderübergreifenden Hochwasserschutz. Reiche Gemeinden liessen kleine Dämme, sogenannte Wuhre bauen. Andere verpflichteten Ihre Bevölkerung im Frohndienst zum Wuhrbau. Wurde am linken Rheinufer eine Wuhre gebaut, prallte das Wasser beim nächsten Hochwasser daran ab und überflutete die Landschaft rechts des Rheins. Dort wurde dann wiederum aufgerüstet. So entstand ein regelrechtes «Ping-Pong»-Spiel.
Infolge der immer stärker werdenden Besiedlung des Rheintals wurden die Rufe nach einem staatlichen Hochwasserschutz im 19. Jahrhundert immer lauter. 1824 begannen Gespräche zwischen der Schweiz und Österreich über einen gemeinsamen Hochwasserschutz. Erst nach zwei schweren Hochwassern 1888 und 1890 konnten die Verhandlungen abgeschlossen werden. Im Jahr 1892 konnte der Staatsvertrag zur gemeinsamen Regulierung des Rheins zwischen Illmündung und Bodensee unterzeichnet werden. Die Internationale Rheinregulierung wurde gegründet und mit der Umsetzung des Rheinkorrektion betraut. Seither kümmert sich die Organisation um den Hochwasserschutz am Alpenrhein.
Mit dem Ausbleiben der Überschwemmungen setzte auch der wirtschaftliche Aufschwung der Region ein. Heute leben rund 300’000 Menschen im Rheintal. Zahlreiche hier ansässige Unternehmen sorgen für Arbeitsplätze. Doch die Hochwassergefahr ist nicht gebannt. Der heutige Ausbaustandard der Rheins entspricht lediglich einem 100-jährlichen Hochwasser mit einer Abflussmenge von 3’100 Kubikmeter pro Sekunde. Durch die wirtschaftliche Entwicklung im Rheintal hat das Schadenpotenzial aber massiv zugenommen. Mit dem verbesserten Hochwasserschutz nach der Umsetzung des Projekts Rhesi können Schäden von bis zu 13 Milliarden Franken verhindert werden.