Antworten auf oft gestellten Fragen

Aktueller Planungsstand

Warum können die Dämme nicht einfach erhöht werden?

Die Variante mit „Erhöhung der Hochwasserdämme“ haben wir auch untersucht. Sie hat den Nachteil, dass der Wasserspiegel im Hochwasserfall wesentlich höher wäre als mit einer Gerinneaufweitung. Somit würde mehr Druck auf den Hochwasserdämmen lasten. Zudem würde das dazu führen, dass sämtliche Brücken bis zu 1,5 m angehoben werden müssen (inkl. Zufahrten), was sehr hohe zusätzliche Kosten verursacht. Auch der Grundwasserspiegel würde bei Hochwasser stärker ansteigen. Als weiterer Punkt, der gegen eine reine Dammerhöhung spricht, ist anzufügen, dass damit die erforderliche Verbesserung des ökologischen Zustandes des Rheins nicht geschaffen werden kann. Die Variante hat aus all diesen Gründen in der Lösungsentwicklung gegenüber einer Verbreiterung des Gerinnes schlechter abgeschnitten und wird daher nicht weiterverfolgt.

Warum kann der Rhein nicht überall maximal aufgeweitet werden? Warum gibt’s nur einzelne Kernlebensräume?

Auf der Internationalen Rheinstrecke gibt es Infrastrukturanlagen, die nicht einfach verschoben werden können wie z.B. Autobahnen oder auch Siedlungsraum. Auf diese Rahmenbedingungen muss Rücksicht genommen werden. Die Lösung mit den Kernlebensräumen schafft das und hat sich unter anderem auch deshalb als Bestvariante herausgestellt.

Werden die bestehenden Dämme abgerissen?

Die Hochwasserdämme werden nicht abgerissen. Im Zuge von den Bauerarbeiten werden die Dämme saniert und teilweise ersetzt. Was wegfallen wird, sind die Mittelgerinnewuhre, die umgangssprachlich oft als „innere Dämme“ bezeichnet werden. Die Mittelgerinnewuhre haben aber nur die Funktion, dass das Geschiebe in der engen Rinne Richtung Bodensee transportiert wird.

Wie beeinträchtigt der Wegfall der Mittelgerinnewuhre die Stabilität der Aussendämme?

Der Wegfall der Mittelgerinnewuhre beeinträchtigt die Stabilität der Aussendämme in keinster Weise. Es ist weiterhin ein 15 m breiter Vorlandstreifen vorhanden ist. Mit dem Projekt Rhesi werden die Dämme ausserdem über die ganze Länge generalsaniert oder sogar komplett neu gebaut und sind dadurch wesentlich stabiler als die derzeitigen, inzwischen bis zu 125 Jahr alten Dämme.

Wird der Grundwasserspiegel steigen?

Mit dem Projekt Rhesi wird die Sohle des Rheins höher liegen als heute. Damit das Grundwasser nicht ansteigt, sind Massnahmen vorgesehen. Überall, wo es notwendig ist, werden Drainagen entlang der Hochwasserdämme eingebaut. In der Gemeinde Lustenau funktioniert dieses System (Sickerkanal Lustenau) seit Jahren äusserst stabil und sicher.

Ist die Trinkwasserversorgung während der Bauzeit und in Zukunft gesichert?

Die Trinkwasserversorgung ist neben der Hochwassersicherheit und Ökologie eins der grossen Themen beim Projekt Rhesi. Da zwei Drittel der Trinkwassermenge im Rheintal aus Brunnen am Rhein stammt, hat das Thema grösste Priorität. Abstimmungen mit dem Projekt sind äusserst wichtig. Nach derzeitigem Planungsstand bleiben die Brunnen im Rheinvorland, einige werden aber versetzt. Wenn in der Nähe der Brunnen gebaut wird, wird die Wasserfassung temporär ausgesetzt und eine Ersatzwasserversorgung sichergestellt. Das Vorgehen wird kontinuierlich mit den Gemeinden und Trinkwasserversorgern abgestimmt.

2018 war ein sehr heisses und trockenes Jahr und das Wasser war da schon knapp. Während den Bauarbeiten in Mäder, Koblach und Meiningen müssen die Trinkwasserbrunnen vom Netz genommen erden. Kann Matschels das Gebiet bis Dornbirn mit genügend Wasser versorgen?

Während der Bauarbeiten sind nur die grossen Brunnen, die direkt am Rhein gebaut sind «betroffen»: Mäder und Koblach. Diese werden jeweils während der Bauzeit für max. drei Jahre ausser Betrieb genommen. Der Bauablauf ist so abgestimmt, dass immer nur ein Brunnenfeld (Bsp. Brunnen in Koblach) ausser Betrieb genommen wird. Die Brunnen in Matschels können diese Trinkwassermenge kompensieren.

Ist eine Aufweitung mit Kiesbänken und Pflanzenbewuchs nicht weniger hochwassersicher?

Je weniger Wasserdruck im Hochwasserfall auf den Dämmen lastet, desto sicherer. Eine Aufweitung hat den entscheidenden Vorteil, dass der Wasserspiegel im Hochwasserfall niedriger ist und somit der Druck auf den Damm kleiner ausfällt (Breitenwasser statt Hochwasser) Bei einer reinen Dammerhöhung hingegen würde im Hochwasserfall mehr Druck auf den Dämmen lasten. Ausserdem ist durch eine Aufweitung eine stärkere Erhöhung der Abflusskapazität möglich als durch Erhöhung der Hochwasserdämme. Der Bewuchs regelt sich in den Flussbreiten, von denen wir im Projekt reden, von selbst. D.h. bei mittleren Hochwässern wird das Flussbett „durchgeputzt“. Allenfalls muss der Flussraum bewirtschaftet werden. Diesen Aufwand berücksichtigen wir in der Kostenschätzung. Auch heute verursacht die Pflege des Flussraums bereits Kosten. Auch die Anlandungen und die Sedimentationen müssen – nach einer gewissen Auffüllphase - bewirtschaftet werden. Das ist bisher bei der Kiesentnahmestelle bei km 90 in Hard passiert. In Zukunft wird an insgesamt drei Kiesentnahmestellen gebaggert; Hard bei km 90 (wie bisher), Diepoldsau direkt unterhalb der Schutzzone des Brunnens Rheinspitz zwischen km 75 und km 76, Büchel (Gemeinde Rüthi) von km 63 bis km 64. Zwar bleibt die zu entnehmende Kiesmenge gleich, jedoch kann so die Lage der Flusssohle besser kontrolliert werden.

Wenn am Rhein Strukturen entstehen und Bewuchs auf den Sandbänken, ist das Verklausungsrisiko im Hochwasserfall dann höher?

Der Bewuchs auf den Sand- und Kiesbänken wird in Hochwasserfällen zu einer leichten Zunahme an Schwemmholz führen. Der grosse Schwemmholzeintrag erfolgt aber wie heute schon im Rhein oberhalb des Projektperimeters. Dieser Punkt wird in der Bemessung berücksichtigt, d.h. es gibt Anpassungen bei den bestehenden Brücken und strengere Vorgaben bei zukünftigen Brücken.

Laufend Keis ausbaggern und Büsche und Bäume zurückschneiden: Was kostet der Unterhalt und wer bezahlt das?

Die Unterhaltsarbeiten – welche heute in anderer Form auch schon anfallen – werden von der IRR und somit von den Staaten Österreich und Schweiz getragen. Die Unterhaltsarbeiten werden sich gegenüber dem heutigen Stand verlagern. Künftig muss beispielsweise mehr Gehölz aber weniger Letten entfernt werden.

Der Rhein wird an gewissen Stellen sehr breit. Wird das nicht einfach eine Kieswüste?

Durch die Verbreiterung wird der Fluss wieder ursprünglicher und naturnäher. Es entsteht ein dynamischer Flussraum, der immer wieder umgestaltet wird. Auf Kiesbänken und Inseln wird rasch Bewuchs in Form von Busch- und Weichholzbestand aufkommen. Bei sehr grossen Breiten werden Bereiche entstehen, die über sehr lange Zeiträume nicht umgelagert werden. Dort können Auwälder aufkommen, die Jahrzehnte für die Entstehung benötigen.

Was passiert mit Bauern, die Ihre Existenzgrundlage verlieren?

Gemeinsam mit Gemeinden, Ortsgemeinden und Agrargemeinschaften sucht das Projektteam nach Lösungen, damit die betroffenen Landwirtschaftsbetriebe weiter existieren können. Teilweise kann durch Landabtausch oder Bodenverbesserungen ein Ersatz geschaffen werden. Zudem könnten sich in Zukunft neue Aufgabengebiete in der Landschaftspflege und dem Unterhalt am Rhein ergeben.

Wird die Abflusskapazität des Bodensees, welche "nur" 1'000 m³/s beträgt, berücksichtigt?

Wenn 4'300 m3/s in Fussach in den Bodensee fliessen und in Schaffhausen nur 1'000 m3/s abfliessen muss der Bodensee als Puffer dienen. Er kann je nach Ereignis bis 1,2 m ansteigen. Dies ist allerdings auch heute, bei einem Abfluss von bis zu 3'100 m3/s, schon der Fall einem. Ausserdem stellt sich die Frage, was derzeit passieren würde, wenn 4'300 m3/s abfliessen: Die Hochwasserdämme würden brechen und das Wasser würde mit Verzögerung genauso in den Bodensee fliessen. Simulationen und Berechnungen dieses Szenarios zeigen, dass der verzögerte Zufluss eine Differenz von ca. 3-5 cm bewirkt. Das Thema wurde bereits mit Bodenseeanrainern diskutiert. Der leicht höhere Anstieg ist gegenüber eventuell durch Öl oder sonstige Stoffe kontaminiertes Bodenseewasser klar das kleinere Übel, so die einhellige Meinung.

Ist geplant die bestehende Rheinbahn wieder durchgängig von Mäder bis Lustenau zu führen und diese für touristische Zwecke zu nutzen?

Die zukünftige Streckenführung wird genau geprüft.
Unbestritten ist der Fortbestand der beliebtesten Teilstrecke zwischen dem Landesflussbauhof Lustenau und der Rheinvorstreckung. Diese Strecke wird am meisten befahren. Auch die Trasse bei Mäder bleibt möglich. Beim Bauablauf für das Projekt Rhesi werden wir ausserdem darauf achten, dass der Verein Rhein-Schauen mit dem Rheinbähnle den Betrieb durchgehend aufrechterhalten kann.
Der Dammabschnitt zwischen Wiesenrainbrücke und Brücke Höchst/Lustenau ist die Engstelle des Alpenrheins. Aufgrund der Nähe zum Siedlungsgebiet waren die Anforderungen an die künftige Gestaltung und Nutzung gross. Er soll unter anderem der Naherholung für Lustenauer/innen dienen, über eine Anbindung an das geplante neue Stadion verfügen sowie einer neuen Radwegverbindung und dem Rheinbähnle Platz bieten. Eine Variantenstudie ergab, dass nicht alle Bedürfnisse berücksichtigt werden können. Die Strecke Landesflussbauhof Lustenau – Rheinunternehmen Widnau wird aus diesen Gründen mit Beginn der Bauarbeiten für das Projekt Rhesi – voraussichtlich in rund zehn Jahren – wegfallen.

Welche Grossfirmen bzw. Branchen werden die Bauarbeiten ausführen?

Sämtliche Arbeiten werden ausgeschrieben. Das heisst es ist heute nicht absehbar, wer den Zuschlag erhält. Arbeiten werden in den Bereichen Tiefbau, Wasserbau, Maschinenbau und Elektrotechnik anfallen.

In den 1930er Jahren wurde der Rhein bei Diepoldsau verengt, weil zu viel Kies anlandete. Das Problem wurde durch die Verengung behoben. Jetzt macht man den Rhein wieder breiter. Warum ist das so?

In den dreissiger Jahren hat man sich gegen eine laufende Kiesentnahme entschieden. Seit damals haben sich die Ansprüche an den Hochwasserschutz und den Flussbau jedoch verändert. Mit zwei zusätzlichen Kiesentnahmestellen kompensiert man in Zukunft die Anlandungen und hält die Sohle so im Gleichgewicht. Diese sind bei Rüthi und Diepoldsau geplant. In Summe wird gleich viel gebaggert werden wie heute.